Kunst und Kultur sind allgegenwärtig auf dem Campus des Hochtechnologie-unternehmens TRUMPF, das zu den weltweit größten Anbietern von Werkzeugmaschinen und Lasertechnik gehört. Überall stehen moderne Skulpturen und Plastiken, hängen Bilder zeitgenössischer Künstler an den Wänden, laden kunstvoll gestaltete Empfangsbereiche zum Verweilen ein. Eine schöne Arbeitswelt. Ein paar Mal im Jahr werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sogar zur „Kunstpause“ gerufen, einer Veranstaltungsreihe, mit der das Unternehmen die Kreativität und Ideenfindung der Mitarbeiter anregen und sie für Kunst begeistern will.
Wer die zweifellos innovativste „Installation“ sehen will, die seit kurzem am Standort in Ditzingen hängt, der muss derweil ganz hinauf in die oberste Etage des neu gebauten Parkhauses auf der Anhöhe. Dort, im neunten Stock, reihen sich seit Februar dieses Jahres an weißen Stahlträgern insgesamt 86 futuristisch anmutende Ladeboxen aneinander. Zusammengerechnet summieren sie sich zu einer der größten Elektrotankstellen in Deutschland, worauf das Unternehmen zu recht ein wenig stolz ist. „Das ist unser Prunkstück, Botschafter unserer Unternehmenskultur und ein wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigen Mobilität“, sagt Tim Veith.
Er selbst arbeitet bei TRUMPF im Unternehmensbereich Nachhaltiges Wirtschaften, ist also für den „ressourceneffizienten Umgang mit allem“ zuständig, wie er es nennt. Ein wichtiges Thema dabei ist das Energiemanagement, wozu auch Mobilitätsaspekte gehören. Einerseits beschäftigt er sich damit, auf welchem Weg die Beschäftigten zur Arbeit kommen – mit Bus, Bahn, Fahrrad oder Auto. Gleichzeitig ist aber auch die Mobilität am Ditzinger Standort selbst, der sich über einen Kilometer lang streckt, eine große Herausforderung. Zudem ist Tim Veith dabei, auch den Verkehr zwischen den einzelnen Firmenstandorten nachhaltig zu organisieren. Im Blick hat er dabei insbesondere jene fünf Standorte, die in einem Radius von circa hundert Kilometern um die Firmenzentrale in Ditzingen liegen: Hettingen auf der Alb beispielsweise, Schramberg, Ulm, Gerlingen oder Karlsruhe. Auf diesen Strecken fallen ziemlich viele Fahrten an, so Veith, weil es viel Abstimmungsbedarf vor Ort gibt. Um diesen regelmäßigen Transferverkehr nachhaltiger zu gestalten, sollen die Strecken in naher Zukunft komplett elektrifiziert werden. Das bedeutet, dass einerseits der Fuhrpark auf Elektroautos umgestellt wird. Gleichzeitig soll an den betreffenden Standorten die Infrastruktur für Elektromobilität ausgebaut werden.
Auch dieses Projekt gehört zum betrieblichen Mobilitätsmanagement von TRUMPF, das viele Standbeine hat. Erklärtes Ziel sei, so Tim Veith, den CO2-Abdruck deutlich zu reduzieren. So bietet das Unternehmen seinen Beschäftigten unter anderem die Möglichkeit, ein Business-Bike kostengünstig zu leasen. Knapp 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben dieses Angebot bisher genutzt, fast 20 Prozent der Ditzinger Belegschaft also. Des Weiteren stehen den Zweiradfahrern zudem zahlreiche Stellplätze für Fahrräder, E-Bikes und Motorräder, Duschen sowie absperrbare Spinde zur Verfügung. Da ist es nicht verwunderlich, dass TRUMPF sich auch an Deutschlands größter Fahrrad-Mitmachaktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ beteiligt. Gefördert wird im Rahmen des Jobtickets zudem auch die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Und für die Fahrten auf dem Ditzinger Firmengelände hat das Unternehmen unter anderem einen Street-Scooter im Einsatz, also jenen Elektrotransporter der Deutschen Post, an dessen Entwicklung TRUMPF selbst beteiligt war.
Ein weiterer wichtiger Baustein im Mobilitätskonzept ist die neunte Etage im Parkhaus, die ausschließlich jenen Mitarbeitern vorbehalten ist, die mit einem Elektroauto zur Arbeit kommen. Derzeit nutzen bereits 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Angebot, wovon Tim Veith etwas überrascht ist, wie er sagt. Bei einem Rundgang hatte er im Vorfeld des Pilotprojekts allenfalls zehn E-Autos auf den Firmenparkplätzen gezählt. Mit so viel Zuspruch gleich in den ersten zwei Monaten hatte er daher nicht gerechnet. „Wir haben unser Vorhaben aber sehr frühzeitig kommuniziert. Vielleicht hat das bei dem einen oder anderen, der sich grundsätzlich mit dem Kauf eines E-Autos beschäftigt hat, den Ausschlag gegeben“, sagt er.
Seit die Elektrotankstelle in Betrieb ist, führt Veith immer wieder Delegationen anderer Unternehmen, von Verbänden und Organisationen hinauf zur neunten Etage der Parkgarage. Das Interesse an den bisherigen Erfahrungen ist groß, Tim Veith kann dabei nur Gutes berichten. Einerseits sei das Angebot ein echter Anreiz und Mehrwert, da die Zufahrt zur oberste Etage automatisiert geregelt sei und nur mit einem E-Kennzeichen angefahren werden könne. Dadurch hätten die betroffenen Mitarbeiter immer einen gesicherten Parkplatz, was insbesondere im Winter beileibe nicht für alle 4.500 Mitarbeiter am Standort gelte. Zudem habe man es geschafft, den Strom zu einem sehr günstigen Tarif anzubieten und auch nur den tatsächlichen Verbrauch abzurechnen. „Wir wollten nicht mit einer Pauschale oder Grundgebühr arbeiten, sondern das Laden so günstig wie möglich machen“, sagt Veith. Im Ergebnis kostet der Ladestrom nun weniger als bei einer privaten Ladestation Zuhause, „die sich unsere Mitarbeiter daher sparen können“, so Veith.
Die Entscheidung, mit 86 Ladestationen zu beginnen, beruht auf dem Marktanteil von knapp zwei Prozent, den Elektrofahrzeuge derzeit in Deutschland haben. Umgerechnet auf die 4.500 Mitarbeiter am Standort macht das einen Anteil von 90 potenziellen Besitzern eines Stromers. Für die Zukunft rechnet Tim Veith daher mit einem deutlichen Anstieg, worauf das Unternehmen aber vorbereitet ist. Bei Bedarf könnten problemlos 300 weitere Ladepunkte installiert werden, insgesamt sei die Kapazität auf 400 ausgelegt, sagt er. „Das Versprechen, so der Nachhaltigkeitsexperte, steht also auch in Zukunft: „Wer mit einem E-Auto zur Arbeit kommt, der hat seinen Parkplatz sicher.“