Die Startup-Story: Zu Besuch bei MVMANT in Stuttgart

In unserer Startup-Story besuchen wir interessante Startups aus dem Mobilitätsbereich und sprechen mit Ihren Gründern. Inhalt dieser Newsletter-Ausgabe: Zu Besuch bei MVMANT in Stuttgart!

MVMANT Gründer Blochin Cuius (rechts) im Gespräch mit Lars Christiansen, CEO der Seed Investments GmbH (Beteiligungsgruppe der BridgingIT)

Die Startup-Story

In unserer Startup-Story besuchen wir interessante Startups aus dem Mobilitätsbereich und sprechen mit Ihren Gründern. Inhalt dieser Newsletter-Ausgabe:

Zu Besuch bei MVMANT in Stuttgart!

Die Startup-Story: FÜNF FRAGEN AN DEN GRÜNDER

Bitte stellen Sie sich und Ihr Startup kurz vor

Mein Name ist Blochin Cuius, ich bin 44 Jahre alt und habe Betriebswirtschaft studiert. Wir haben mit MVMANT eine schlüsselfertige Lösung für On-Demand-Mobilität entwickelt, mit der wir die Lücke zwischen Angeboten wie Taxi, Carsharing, Ridesharing und herkömmlichen öffentlichen Verkehrsmitteln schließen wollen. Das Herzstück dabei sind Algorithmen, die es ermöglichen, dass die Fahrzeuge bei Bedarf am richtigen Ort und zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung stehen. Gleichzeitig sorgt intelligentes Routing dafür, dass Fahrzeit und Strecke permanent optimiert werden. Das spart Kraftstoff und Emissionen.

An welche Zielgruppe richtet sich das Angebot?

Unsere Kunden sind ÖPNV-Betriebe oder große Unternehmen, die betriebliche Mobilität anbieten. Unsere Lösung ist beispielsweise ideal, um einen modernen Rufbus-Service anzubieten. Die ÖPNV-Betriebe sind heutzutage gezwungen, effizienter zu werden und eigenwirtschaftlich zu arbeiten. Große Linienbusse, die sich strikt an den Fahrplan halten müssen und dabei oft leer durch die Stadt fahren, helfen dabei nicht sonderlich. Daher sehen wir ein enormes Marktpotential für unsere Branche.

Wie funktioniert MVMANT genau und wo liegen die Vorteile?

Das System besteht aus mehreren Komponenten. Es gibt eine Kunden-App, über die man die gewünschte Route eingeben, einen Sitzplatz reservieren und die Fahrt bezahlen kann. Auf dem gleichen Weg erhalten die Kunden einen Reisevorschlag. Dann haben wir noch eine weitere App entwickelt, mit der die Fahrer ausgestattet sind. Sie navigiert die optimale Route, informiert über die Passagiere, erfasst alle Fahrdaten und fungiert als Schnittstelle zwischen dem Fahrer und dem Dispositionssystem. Gesteuert wird alles über eine Back-End-Plattform mit leistungsfähigen Business-Intelligence-Dashboards und intelligenten Algorithmen, die eine ständige Überwachung und Optimierung ermöglichen. Die Entscheidungsprozesse werden dadurch präziser und effizienter. Die Vorteile können mit nackten Zahlen dargestellt werden. In Dubai haben wir bei einem Pilotprojekt knapp 60.000 Fahrten durchgeführt und dabei rund 50 Prozent der Kilometer eingespart, die beim herkömmlichen Linienbus angefallen wären. Und jeder MVMANT-Kleinbus hat 54 private PKWs eingespart. Und das bei lediglich sieben Minuten Wartezeit zwischen Bestellung und Check-in.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Ich bin in Italien aufgewachsen, einem kleinen Ort in Sizilien. Die meisten Bewohner waren auf den Bus angewiesen, um in die nächste Stadt zu kommen. Leider war der öffentliche Nahverkehr in Sizilien in den 70er Jahren nicht sonderlich zuverlässig. Meistens waren die Busse unpünktlich oder fuhren gar nicht, weil wieder einmal gestreikt wurde. Aber es gab einen Lichtblick: Das lokale Taxiunternehmen. Der Chef, Herr Cavallo, kannte absolut jeden im Dorf und wusste immer ganz genau, wer zu welcher Zeit in die Stadt musste. Er hatte seinen ganz persönlichen Algorithmus im Kopf und war daher immer zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Sein Taxi war immer voll, manchmal auch mehr als das. Sein natürlicher Geschäftssinn hat uns bei der Entwicklung des Systems inspiriert.

Wie stellen Sie sich die Mobilität der Zukunft vor?

In der Zukunft wird in den großen Metropolen und Städten Mobilität aller Art als Dienstleistung angeboten. Es wird ausgeklügelte Transportsysteme geben, die ohne Fahrer auskommen. Die Kosten für Mobilität werden sehr viel niedriger sein als heute und es werden immer mehr Menschen auf diese Mobilitätsangebote umsteigen. Das Auto, wie wir es heute kennen, wird nur noch ein Spaßobjekt sein, kein Transportmittel mehr, um das man sich kümmern muss. Das hört sich vielleicht nach einer Zukunftsutopie an, lange wird es aber nicht mehr dauern, bis es soweit ist. Noch zehn, vielleicht 20 Jahre.

MVMANT auf Youtube:

https://www.youtube.com/watch?v=DfaD8KxClfQ

Die Startup-Story: HINTERGRUND zu MVMANT

Moderner Mobilität auf der Spur

Die Idee war da, das technische Know-how auch und die Motivation, ein zukunftsweisendes Projekt an den Start zu bringen, sowieso. Was den Gründern des Startups MVMANT noch fehlte, waren die Möglichkeiten, ihre Visionen zu entwickeln und umzusetzen. Ein entsprechendes Arbeitsumfeld und Unterstützung verschiedener Art hat das junge Unternehmen von Blochin Cuius und Riccardo D’Angelo beim Unternehmen Bridging IT an dessen Standort im Stuttgarter Gerberviertel gefunden. Im März 2008 als unabhängiges IT-Beratungsunternehmen gegründet, hat Bridging IT mit seinen zwischenzeitlich bundesweit 600 Mitarbeitern im Laufe der Zeit verschiedene neue Geschäftsmodelle entwickelt. Eines davon ist, in hoffnungsvolle Startups zu investieren, wie Lars Ole Christiansen, CEO der Seed Investments GmbH, also der Beteiligungsgesellschaft der BridgingIT Gruppe, erklärt: „Die Idee dahinter ist, auf den gestiegenen Bedarf zu reagieren, Kompetenzen im Bereich Digitalisierung aufzubauen und dabei Menschen und Startups mit unseren Beratungsleistungen bei der Verwirklichung Ihrer Geschäftsideen zu unterstützen.“

Nachhaltige Mobilität ist dabei eines der Schlüsselfelder des Unternehmens, weshalb die Entscheider schnell überzeugt waren von der Idee der MVMANT-Gründer. „Auf die Frage, wie wir die Mobilität von Morgen organisieren wollen, stehen noch viele Antworten aus“, so Christiansen. „Vieles muss ganz neu gedacht und erprobt werden.“ In diesem Punkt kann das 2016 aus der Taufe gehobene Startup MVMANT bereits einiges vorweisen: Neben etlichen Auszeichnungen – unter anderem als Gewinner beim Heidelberger Innovationsforum 2016 und Gewinner des Business Plan-Wettbewerbs beim Start Cup Catania 2017 – hat das Unternehmen bereits weltweit bei verschiedenen Pilotprojekten Erfahrungen gesammelt und sich bewährt. Im Rahmen der „Dubai Future Accelerators“ beispielsweise wurde MVMANT aus über 2200 Unternehmen weltweit ausgewählt und gehörte zu den ersten Fünf, die dort ein Projekt realisieren durften, erzählt Gründer und Geschäftsführer Blochin Cuius. Das Bus-on-Demand-Angebot habe sich bewährt und unter dem Strich viele Kilometer gespart, die im Vergleich zu einem herkömmlichen Linienbus oder Privatautos angefallen wären.

Ein weiteres Pilotprojekt führt die Gründer nach Bangladesch zum landesweit größten Unternehmen für Solarenergie, das Elektro-Rikschas produziert und künftig auch Mobilitätsdienstleitungen verkaufen will. Zudem stehen einige Projekte in Italien an, unter anderem in Rom. Priorität hat derzeit aber das Ziel, die entwickelte Lösung für On-Demand-Mobilität auf den deutschen Markt zu bringen. Gedacht ist die Anwendung für ÖPNV-Unternehmen, die beispielsweise einen Rufbus anbieten wollen, für größere Privatunternehmen oder auch Hochschulen, die damit einen Shuttleservice für die viel beschäftigten Dozenten betreiben könnten. Noch steht das Unternehmen mit seinen Ambitionen ganz am Anfang. „Im Jahr 2020 wollen wir mindestens drei Städte in Deutschland gewinnen, in denen unsere Anwendung unter echten Bedingungen läuft“, betont Blochin Cuius. Sowohl er, als auch CEO Lars Ole Christiansen sind dabei durchaus optimistisch, dass dieses Vorhaben gelingen kann, wie Christiansen sagt: „Mobilität on Demand macht nicht nur in Dubai Sinn, sondern auch in Baden-Württemberg“.